Gerne möchte ich euch von meiner selbst bestimmten Geburt mit unserer wundervollen Tochter Emilia erzählen. Da sich der Prozess der Geburt über mehrere Tage hingezogen hat, habe ich mich dazu entschieden meinen Geburtsbericht in zwei Teile zu schreiben.
Dienstag, der 15.09.20 – „Einleitung“ mit dem Wehencocktail
Da wir schon 3 Tage über dem errechneten Termin lagen, Emilia bereits perfekt in Position lag, und der Muttermund schon fast 1cm geöffnet war, hat mir mein Frauenarzt empfohlen, den berühmt – berüchtigten Wehencocktail zu trinken. Eine dickflüssige Mischung aus Rizinusöl, einem Fruchtsaft und Cognac. – Ja, der hochprozentige Alkohol muss sein, denn so wirkt das Rizinusöl stärker und Wehen werden ausgelöst! Der Arzt versicherte mir natürlich, dass der enthaltene Alkohol meinem Baby nicht schaden würde.
Da ich mehr als genug von der Schwangerschaft und dem dicken Bauch hatte, und unseren kleinen Goldschatz einfach nur noch im Arm halten wollte, hörte ich auf seinen Rat und trank den Cocktail direkt nach dem Frühstück um 10:30 Uhr! Die Nacht zuvor hatte ich immer wieder Kontraktionen, die ca. 2 Stunden nach der Cocktail Einnahme etwas stärker wurden. Plötzlich fühlte ich mich irgendwie krank und dachte, ich würde eine Darm-Grippe bekommen. Nach etwa 4 Stunden, wirkte der Cocktail dann abführend – und zwar so richtig Ich weiss noch genau wie ich jeden verflucht habe, der mir dieses Getränk empfohlen hatte, denn außer Durchfall und Bauchkrämpfe ist nämlich nichts passiert – dachte ich zumindest!
Auf einmal wurden die Bewegungen unserer kleinen Emilia immer weniger, bis ich sie dann für Stunden gar nicht mehr spürte. Um 22 Uhr war ich dann ganz nervös und rief bei der Privatklinik Villa im Park (eine kleine Klinik in unserem Ort) an, in der ich gebären wollte. Ich fragte, ob man die Herztöne unseres Babys überprüfen könnte und erklärte, dass ich seit der Einnahme des Wehencocktails immer wieder Bauchkrämpfe hatte. Daraufhin sollte ich sofort vorbei kommen und die Kliniktasche direkt mitbringen.
Das sollen Wehen sein?
Gegen 22:30 Uhr waren wir dann in der Klinik und wurden von einer netten Hebamme direkt in den Kreisssaal gebracht. Dort wurde ich ans CTG angeschlossen. Die Herztöne von Emilia waren optimal – Gott sei Dank! Aber da war noch etwas zu sehen… und zwar Wehen! Der Wehenschreiber zeichnete unregelmässige, jedoch starke Wehen auf, die sich für mich nur wie ein leichtes zusammenziehen anfühlten. Die Hebamme meinte, sie möchte mich gerne noch vaginal untersuchen um zu überprüfen wie mein Muttermund aussieht. Ihr Befund war bei 3 cm offenem Muttermund. Sie meinte daraufhin, dass ich doch gleich hier bleiben sollte und ich mein Baby heute Nacht oder spätestens morgen bekommen würde. Ich starrte sie unglaubwürdig an, denn so hatte ich mir Wehen nicht vorgestellt. Alles andere als Schmerzhaft waren meine “Wehen”. Ich hatte es einfach nicht gefühlt, dass sie jetzt schon kommen wird. Also entschied ich mich doch nochmal nach Hause zu gehen, denn ich wollte auf keinen Fall ewig im Krankenhaus warten, bis es dann wirklich los geht.
Zuhause angekommen, hatte ich dann das erste Mal Kontraktionen bei denen ich das Gefühl hatte, mich konzentrieren zu müssen um sie besser veratmen zu können. Ich war total aufgeregt und konnte immernoch nicht glauben, dass es nun endlich losgehen würde. Ich versuchte mich zu beruhigen um nochmal ein paar Stunden schlaf zu bekommen. Denn ich wollte für die Geburt genügend Energie haben. Also, hörte ich meine Hypnobirthing Playlist mit der ich mich während der Schwangerschaft auf die Geburt vorbereitet hatte und versuchte mich zu entspannen. Ich wälzte mich jedoch hin und her und hatte plötzlich einen enormen Druck nach unten, ständig musste ich Pipi – um ehrlich zu sein, saß ich über eine Stunde auf der Toilette, denn der Druck auf der Blase hörte einfach nicht auf. Ganz anders als ich, schien mein Mann tiefenentspannt zu sein, denn er schlief wie ein Bär im Winterschlaf. Um 3:30 Uhr rief ich erneut in der Klinik an und fragte ob das ständige und unkontrollierte Pipi machen, normal sei. Die Hebamme meinte, dass ich unverzüglich zurück in die Klinik kommen sollte, denn sie müsse überprüfen ob es sich um Fruchtwasser handelt. Also versuchte ich meinen Mann zu wecken, jedoch war dies schwieriger als gedacht! Obwohl er wusste, dass wir uns im Geburtsprozess befanden, und ich ihn bat aufzustehen um mit mir in die Klinik zu fahren, ist er dann erst nach 20 min aufgestanden
Nachdem Luca also endlich aus seinem Koma erwachte, fuhren wir erneut in die Klinik, welche glücklicherweise mit dem Auto gerade mal 3 min von unserem Zuhause entfernt ist. In der Klinik angekommen, wurde ich wieder direkt ans CTG angeschlossen. Mittlerweile hatte ich regelmäßige Wehen im Abstand von 4 min, welche aber immer noch nicht schmerzhaft, sondern eher unangenehm waren. Der Muttermund war nun gute 4 cm geöffnet. Ich war enttäuscht, dass sich innerhalb von 4-5 Stunden nur 1 cm getan hat. Natürlich kam heraus, dass die Fruchtblase noch intakt war. Trotzdem sollten wir bleiben. Ich legte mich hin und schlief für etwa eine Stunde ein. Als ich aufwachte, war mir plötzlich so schlecht, dass ich dachte ich müsste mich übergeben.
Abbruch des Geburtsprozesses
Oh, nein! Bloss nicht kotzen dachte ich… Ich bekam wegen meiner Emetophobie (Phobie vor Erbrechen) so viel Stress und ich konzentrierte mich so sehr darauf mich nicht zu übergeben, dass die Wehen von da an komplett aufhörten. Inzwischen gab es einen Hebammenwechsel und die neue Hebamme kontrollierte meinen Muttermund. Er war bereits bei 5 cm nur eben ohne Wehen. Auch auf dem CTG waren keine Wehen mehr zu sehen. Die Hebamme meinte dann, dass sie mich gerne an den Wehentropf hängen wollte um die Wehentätigkeit wieder in Schwung zu bringen. Zu diesem Zeitpunkt war ich erschöpft, müde und ich hatte panische Angst vor einem Wehentropf. Ich wollte so gerne eine natürliche und selbst bestimmte Geburt. Außerdem fühlte ich mich in diesem Moment einfach nicht bereit für die Geburt, da ich keine Energie mehr hatte. Ich wollte einfach nur noch nach Hause und in mein Bett um mich auszuruhen. Als ich der Hebamme mitteilte, dass ich wieder nach Hause gehen wollte, hat sie mich für verrückt erklärt. Kein Mensch würde mit 5cm offenem Muttermund wieder nach Hause gehen. Sie hielt Rücksprache mit meinem Belegarzt, welcher das OK für eine erneute Abreise gegeben hatte. Ich müsste aber täglich zur Kontrolle ins Krankenhaus kommen um eine mögliche Infektion auszuschließen und um regelmäßig die Herztöne unserer Tochter checken zu lassen. Alternativ zum Wehentropf wurde mir dann auch der künstliche Blasensprung angeboten, welcher den Geburtsprozess auf natürlicher Weise in Gang setzt. Trotz allem, wollte ich einfach nach Hause gehen und ich redete mir ein, dass Emilia ebensowenig bereit war wie ich. Also fuhr ich nach Hause und ich schlief wie ein Baby.
Am nächsten Tag ging ich zur Kontrolle ins Krankenhaus und der Befund war immernoch der selbe – 5cm offener Muttermund! Jedoch war eine künstliche Öffnung des Muttermunds nicht möglich, da ich keine Wehen hatte. Ich hatte immer noch Angst, denn inzwischen hatten sich gefühlt 1000 Leute eingemischt und mich damit noch mehr verunsichert. Die einen meinten, es wäre gefährlich das Kind noch länger im Bauch zu lassen, die anderen meinten ich soll bloß nicht einleiten lassen. Ich war ein kleines Häufchen elend und total verunsichert. Alle positiven Affirmationen, die ganze Geburtsvorbereitung gegen Angst waren dahin. Ich wäre am liebsten davon gerannt. Ich wusste aber, dass diese ganze Panikmache mich kein Stück weiter bringen würde und ich Emilia ja irgendwie aus meinem Bauch raus bekommen musste. Also entschied ich mich auf mein eigenes Gefühl und die Empfehlung meines Arztes zu hören. Für ihn war es in Ordnung noch zu warten, also tat ich dies und nutzte die Gelegenheit wieder zu mir zu finden. Ich schaltete mein Handy aus um mich ganz auf die Geburt zu konzentrieren und eine positive Einstellung zur Geburt zu bekommen. Zum Glück akzeptierte dies auch mein Mann Luca, denn er war von dem ganzen hin und her auch schon ganz erschöpft und vermutlich auch ein bisschen genervt
Am 18.09.2020 hatte ich dann eine erneute Kontrolle bei einer ganz besonders tollen Hebamme. Die liebe Hebamme Anna, gab mir das Gefühl von Sicherheit und dass ich das richtige für mich und meine Tochter mache. Dass ich ein sehr gutes eigenes Körpergefühl habe und alles schaffen kann. Nach einem langen und intensiven Gespräch entschieden wir uns dafür, dass Emilia noch bis zum 20.09.20 Zeit zu geben um sich selbst auf den Weg zu machen und vereinbarten einen Termin zum künstlichen Blasensprung, da ich Anna unbedingt bei der Geburt dabei haben wollte. Nach dem Gespräch war ich total erleichtert und habe mich Sicher und verstanden gefühlt.
In der Nacht vom 18.09. auf 19.09.20 habe ich immer wieder Kontraktionen gehabt. Das waren die ersten seit den letzten 48h. Und ich wusste, dass ich es nicht mehr bis zum nächsten Tag schaffen würde. Ich hatte das Gefühl, dass Emilia heute kommen wird und es hat sich gut und richtig angefühlt. Da ich unbedingt die Hebamme Anna bei der Geburt dabei haben wollte, entschied ich mich den Blasensprung HEUTE in ihrer Schicht von ihr selbst durchführen zu lassen. Also riefen wir an und meldeten uns für den künstlichen Blasensprung bei Hebamme Anna an.
19.09.2020 11:00 Uhr – Es geht los!
Fortsetzung folgt…
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