Kinderwunsch und wie wir von der Zwillingsschwangerschaft erfuhren

Wir wollten nochmal Eltern werden

Es war Anfang des Jahres 2022, als wir beschlossen, noch einmal Eltern werden zu wollen. Unsere große Tochter hatte endlich einen regelmäßigen Schlaf und wir dachten, ein kleiner Altersunterschied zwischen den Kindern wäre doch ganz praktisch. Also ließen wir unsere ohnehin schon sehr ominöse Verhütung sein und legten los. Da ich meinen Zyklus seit dem Abstillen vor einem halben Jahr sehr genau kannte, wusste ich genau, wann mein nächster Eisprung kommen würde.

Einige Tage später hatten Luca und ich einen Abend allein, da unsere Tochter bei meiner Schwester übernachtete. Während des Abendessens hatte ich plötzlich Bauchschmerzen. Ich hatte einfach ein gutes Gefühl und wusste sofort, dass es eine Einnistung gewesen sein musste. Ich erzählte Luca direkt davon, aber er schaute mich misstrauisch an, lachte und fragte, ob man das wirklich spüren könne. Ich war mir jedoch sicher und sagte: „Ich kann das spüren.“

Der positive Schwangerschaftstest

Einige Tage vergingen und ich hätte meine Periode bekommen sollen. Am ersten Tag machte ich einen Schwangerschaftstest, der so positiv war, dass ich mich wunderte, wie er nach nur einem Tag Überfälligkeit schon so positiv sein konnte. Ich freute mich über das positive Ergebnis des Tests, aber es überkam mich auch direkt ein Gefühl der Befangenheit wegen der so zügig eintreffenden Schwangerschaft.

Ich hatte im Bekanntenkreis einige Freunde, die sich schon so lange ein Baby wünschten oder bereits einen langen Weg des Kinderwunsches hinter sich hatten. Deshalb hatte ich ein schlechtes Gewissen.

Wie kann mir so viel Glück in den Schoß fallen und warum haben wir es verdient, so schnell schwanger zu werden, während andere so lange darum kämpfen müssen? Ich denke oft darüber nach, wie viel Glück wir mit unseren mittlerweile drei gesunden Kindern haben und bete für jede Frau/Paar mit Kinderwunsch, dass dieser bald erfüllt wird.

In der folgenden Nacht lag meine Oma im Sterben und plötzlich hatte ich wieder ein Ziehen im Bauch und dachte, dass das Baby vielleicht nicht bleiben würde. Ich war sehr traurig, dass ich mich nicht einmal mehr von meiner Oma verabschieden konnte, da sie noch in derselben Nacht verstorben war. Der Tod meiner Oma hatte mich eine Weile aus der Bahn geworfen, weshalb ich erst zwei oder drei Tage später beim Frauenarzt anrief und einen Termin für den Ultraschall in zwei Wochen vereinbarte. Wieder einmal wurde mir gezeigt, wie nah Leben und Tod zusammenhängen.

Bei der ersten Schwangerschaft war ich viel zu früh für einen Ultraschall bei der Frauenärztin und man konnte bis auf eine Fruchthöhle noch keinen Embryo erkennen. Diesmal wartete ich einfach etwas länger (bis zur 8. Woche), um nicht wieder nach Hause fahren zu müssen und dann weiter auf eine intakte Schwangerschaft hoffen zu müssen.

Ich hatte es einfach im Gefühl…

Einige Tage später machte ich erneut einen Schwangerschaftstest, um zu sehen, ob der zweite Strich immer noch so deutlich sichtbar war wie zu Beginn, und er war immer noch deutlich sichtbar. Ich war erleichtert, denn das deutete darauf hin, dass alles in Ordnung sein müsste. In den Tagen des Wartens ließ mich das Gefühl, dass es Zwillinge sein könnten, einfach nicht los. Obwohl wir in der Familie keine Zwillinge haben, drängte sich dieser Gedanke immer weiter in den Vordergrund. Ich googelte sogar nach Zwillingswagen und dem Unterschied zwischen eineiigen und zweieiigen Zwillingen.

Ich erzählte meiner engen Familie sowie ein paar sehr guten Freundinnen vom positiven Test und meiner Vermutung, dass es zwei sein könnten. Alle waren auf den Tag des Ultraschalls beim Frauenarzt gespannt, aber ich glaube, die wenigsten glaubten daran, dass es tatsächlich so sein würde.

Ein paar Tage vor dem Frauenarzttermin war mir ziemlich übel. Plötzlich hatte ich so widerliche Gerüche in der Nase, dass ich kaum etwas zu mir nehmen konnte. Sobald ich zur Haustüre hereinkam, roch es nach einer Mischung aus Chemie, Verwesung und altem Keller.

Ich bin mir nicht sicher, ob es an meiner Schwangerschaft oder an Long-Covid lag, da ich 3 Monate zuvor an Corona erkrankte und für 5 Wochen meinen kompletten Geruchssinn verloren hatte. Mehr dazu aber in meinem Beitrag „Schwangerschaftskomplikationen“.

Die erste Ultraschalluntersuchung – und der große Schock

Als ich bei der Frauenärztin ankam, besprachen wir zunächst kurz meine Schwangerschaft und die Geburt unserer ersten Tochter, da sie in der Schweiz zur Welt gekommen war. Dann fragte sie nach meiner letzten Periode, um den errechneten Geburtstermin zu bestimmen, den sie auf den 08.11.22 festlegte.

Sie machte dann relativ schnell den vaginalen Ultraschall. Ich war aufgeregt und hoffte, dass man schon einen Herzschlag erkennen konnte. Die Ärztin schallte und sagte erst einmal nichts. Auf meine Frage, ob man schon etwas sehen könne, antwortete sie: „JAAA, aber ich sehe da noch etwas.“ Daraufhin sagte ich: „SIND ES ZWEI, HABE ICH RECHT?“ Und die Ärztin sagte: „Ja, richtig.“

Ich sagte: „Ich wusste es genau, ich habe es einfach gespürt… Ich wusste es. Verrückt.“ Mein Herz schlug schneller, denn ich hatte einfach das Gefühl gehabt, dass ich mit Zwillingen schwanger war. Ich war mir sicher, dass ich ein gutes Körpergefühl hatte und ab sofort konnte mir niemand mehr etwas anderes einreden.

Nachdem sie ziemlich lange geschallt hatte, um mir alles genauestens zu zeigen, erklärte sie mir die Unterschiede zwischen eineiigen und zweieiigen Schwangerschaften und teilte mir mit, dass es sich höchstwahrscheinlich um eine eineiige Schwangerschaft handelte. Sie sagte auch, dass diese Form der Schwangerschaft eine Risikoschwangerschaft sei, die von vielen Frauenarztterminen und Pränataldiagnostik-Terminen begleitet werden müsse, um die Babys immer gut im Blick zu haben.

Den Gedanken, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte, schob ich erst einmal weit weg. Es fühlte sich einfach nur gut an, und ich war mir sicher, dass es meinen Babys prima ging und dass wir eine gute Schwangerschaft haben würden. Nach dem Termin musste ich mit dem Wissen, dass wir Zwillinge bekommen würden, erst einmal alleine klarkommen.

Ich war baff und realisierte plötzlich, wie sehr sich mein Leben mit drei kleinen Kindern verändern würde. Zwar war ich voller Freude über die Zwillingsschwangerschaft, aber ich war auch schockiert, denn ich wusste, dass ich jegliche „Freiheiten“ dann nicht mehr haben würde. Einmal pro Woche gemütlich über den Münstermarkt zu schlendern und einzukaufen? Wie sollte das denn gehen? Wer zum Teufel nimmt denn drei Kinder gleichzeitig? Niemand… Ich würde nie wieder allein sein und Ruhe haben können – das war mein nächster Gedanke. Die Gefühle der Freude und Unsicherheit wechselten sich ständig ab, und ich durchlebte eine Achterbahn der Gefühle.

Nachdem ich von der Zwillingsschwangerschaft erfahren hatte, ging ich direkt in die Stadt und kaufte ein paar schöne Utensilien, um meinem Mann die freudige Nachricht von zwei Babys zu überbringen. Wie er darauf reagierte, könnt ihr auf meinem Instagramprofil in einem Reel sehen.

Die unaufhörliche Übelkeit gepaart mit üblem Gestank

In den darauf folgenden Tagen und Wochen plagte mich ständige Übelkeit. Es war so schlimm, dass mir die Frauenärztin empfahl, Agyrax in Frankreich in der Apotheke zu kaufen, welches mir gegen die Übelkeit helfen sollte. (Mehr dazu in meinem Beitrag über Schwangerschaftskomplikationen.)

Die Tage nachdem ich von der Zwillingsschwangerschaft erfahren hatte, waren furchtbar. Die Freude über zwei Babys war dahin, und ich musste nur noch heulen. Zum einen war mir so unendlich schlecht, dass ich kaum noch aus dem Bett kam. Und zum anderen verfolgten mich überallhin üble Gerüche. Hinzu kam der doppelte Hormoncocktail von zwei Babys, der mich verrückt machte. Ich weinte nonstop und wenn ich mal nicht weinte, stand ich würgend im Badezimmer.

Und dann war da noch unser bevorstehender Türkeiurlaub. Beim Gedanken an den Flug dachte ich, dass ich das nicht überleben würde. Kurz überlegte ich sogar, den Urlaub abzusagen. 

Immer wieder versuchte ich mir einzureden, dass es gut war, dass mir so schlecht war, denn das deutete auf eine gute und intakte Schwangerschaft hin. Dennoch war es für mich furchtbar und ich muss ehrlich sagen, dass ich es bereute, mich für einen so kurzen Abstand zwischen den Kindern entschieden zu haben. Unsere damals 1,5-jährige Tochter wollte zu dieser Zeit noch viel getragen werden und ich musste würgend Windeln wechseln. Erschöpft saß ich im Kinderzimmer und bin sicherlich einige Male vor Erschöpfung beim Spielen eingeschlafen.

Wie auch immer, sind wir dann in der 10. Schwangerschaftswoche mit der guten Agyrax-Tablette im Gepäck in die Türkei geflogen, wo wir unseren Familienurlaub doch noch genießen konnten. Glücklicherweise habe ich ihn ziemlich gut überstanden und konnte die meiste Zeit mit meinen Liebsten genießen.

Es ging mir in dieser einen Woche besser als zuhause, wo mich die schrecklichen Gerüche von Essen (das ich zubereiten musste, obwohl es mir übel war), frisch gewaschener Wäsche, die plötzlich so eklig stank, dass ich mich hätte andauernd übergeben können, erwarteten.

 

Schwangerschaftsdepressionen und Hyperemesis gravadium

Nachdem ich zuhause dann wieder unfähig war, mich weder um unsere Tochter noch um den Haushalt zu kümmern, verschrieb mir meine Frauenärztin aufgrund der Diagnose „Hyperemesis gravidarum“ und „Schwangerschaftsdepression“ eine Haushaltshilfe. Glücklicherweise kam diese dann zwei Wochen später für 4 Stunden täglich, um mich im Haushalt und bei Emilia zu unterstützen, damit ich mich ausruhen konnte.

Im Nachhinein hatte ich eine Schwangerschaft mit einem 1,5 jährigen Kleinkind total unterschätzt. Nach dieser Erfahrung würde ich es nie wieder so machen und mindestens einen Altersabstand von 4 Jahren einher gehen lassen. Ich war unfähig mich richtig um mein Kind zu kümmern. Und habe immer noch starke Gewissensbisse meiner großen Tochter Emilia gegenüber, dass ich oft nicht die Mama sein konnte, die ich noch bis vor der Schwangerschaft war.

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